November 2023 - Baustelle? Radfahrende bitte in Luft auflösen! - ADFC Aurich

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Aurich

Fockenbollwerkstraße - linksseitiger Radstreifen führt direkt auf dem Gehweg

Fockenbollwerkstraße - linksseitiger Radstreifen führt direkt auf dem Gehweg © ADFC Aurich

November 2023 - Baustelle? Radfahrende bitte in Luft auflösen!

Für den Erhalt, die Erweiterung oder die Umgestaltung von Wegen sind Baustellen und damit einhergehende Einschränkungen unvermeidlich. Radfahrende werden dabei in Aurich immer wieder mit den eigenartigsten Lösungen bedacht oder eben auch gar nicht.

Im Zuge von Baumaßnahmen muss der Verkehr immer wieder anders geführt werden, um die Arbeiten durchführen zu können. In der Fockenbollwerkstraße wurde dabei eine unkonventionelle Führung für den Radverkehr gewählt: Stadteinwärts wurde auf der linken Seite der Fahrbahn ein Fahrstreifen mit Fahrradpiktogrammen markiert. Eine Führung des Radverkehrs auf der linken Fahrbahnseite ist angesichts des in Deutschland gültigen Rechtsfahrgebots extrem ungewöhnlich, sehr gewagt und auch riskant. Erschwerend kommt hinzu, dass der provisorische Radfahrstreifen auf dem linksseitigen Gehweg endet. Dort ist das Radfahren aber gar nicht erlaubt! Der benutzungspflichtige Geh- und Radweg auf der rechten Seite ist wegen fehlender Querungsmöglichkeit unerreichbar. Dadurch wird ein Fehlverhalten der Radfahrenden provoziert, die aufgrund der Piktogramme davon ausgehen, dass sie den linken Gehweg benutzen dürften. Dies führt zu Unmut bei Zufußgehenden und gefährlichen Situationen mit entgegenkommenden Radfahrenden.

Zu den Klassikern der Nichtführung des Radverkehrs an Baustellen zählt die Schilderkombination aus Gehweg – Radfahrer absteigen. Dies bedeutet für Radfahrende, dass sie an der Stelle ihre Fahrt nicht auf dem möglicherweise wenige Meter zuvor noch benutzungspflichtigen Radweg fortsetzen dürfen. Eine Möglichkeit wäre abzusteigen und den Weg schiebend fortzusetzen. Dies ist z.B. mit einem beladenen Lastenrad oder Fahrrad mit Anhänger schon allein vom Gewicht her eine gewisse Herausforderung, die durch z.T. sehr geringe Restwegbreite zusätzlich erschwert wird. Ab einer gewissen Länge ist es auch keine ernsthafte Alternative, da sich die meisten Menschen für das Rad entscheiden, um damit mittlere Distanzen zurückzulegen. Eine andere Möglichkeit ist hier der Wechsel auf die Fahrbahn. Dies ist oftmals aber weder am Anfang noch am Ende vorgesehen, so dass man sich ohne Querungshilfe in den fließenden Verkehr einordnen muss und auch am Ende ein anspruchsvoller Spurwechsel notwendig sein kann. Diese Situation war zum Beispiel im Hoheberger Weg zu beobachten.

Ähnlich ärgerlich war die Baustelle an der Großen Mühlenwallstraße. Hier wurde der Radverkehr kurzerhand untersagt. Die sehr unscheinbar ausgewiesene Alternativroute führt über den Gehweg auf der anderen Straßenseite, der durch die Freigabe für den Radverkehr zumindest in Schrittgeschwindigkeit befahren werden darf. Auch wenn eine sichere Querung durch die Ampelanlagen ermöglicht wird, so wäre z.B. eine zeitweise Umleitung durch die Markt- und Ostertorstraße zum Georgswall eine fahrradfreundlichere Alternative gewesen.

Unangemessen sind auch Situationen, wo Radfahrende sich am Ende in einer Sackgasse wiederfinden, wo sie keine Alternative finden, um fahrend weiterzukommen. Die Strecke Hoher Wall – Burgstraße, die eine wichtige Verbindungsroute von der nördlichen zur südlichen Innenstadt darstellt, ist derzeit für Radfahrende nicht regelkonform passierbar – auch nicht zu den Zeiten, in denen das Radfahren in der Fußgängerzone Burgstraße erlaubt ist. Wer über den Hohen Wall bereits einige hundert Meter ohne Hinweis auf die Sackgasse zurückgelegt hat, wird kaum umkehren und eine Alternative suchen, zumal diese mit diversen Ampeln gespickt wäre und einen erheblichen Umweg und Zeitverlust mit sich bringen würde.

Jede Aufstellung eines Verkehrszeichens im Rahmen einer Baumaßnahme muss durch die zuständige Behörde genehmigt werden. Dieser Umgang mit Radfahrenden zeigt, dass einige Stellen den Radverkehr nicht ernsthaft berücksichtigen bzw. Radfahrende nicht als vollwertige Verkehrsteilnehmer wahrnehmen. Man stelle sich einmal vor, dass die Verkehrsführung für den KFZ-Verkehr genauso gestaltet würde… Das Ordnungsamt der Stadt Aurich hat auf die Anfrage eines ADFC-Mitglieds im August leider nicht reagiert.


https://aurich.adfc.de/pressemitteilung/november-2023-baustelle-radfahrende-bitte-in-luft-aufloesen

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