Es ist eine Zufriedenheitsabfrage in Schulnoten, die Aufschluss darüber gibt, wo sich gut radfahren lässt und wo es dabei noch viele Hindernisse gibt. Deutschlandweit haben 213.000 Menschen an der Befragung teilgenommen. Ziel ist es, den Kommunen konkrete Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten vor Ort zu geben. Hierbei stand das Miteinander im Verkehr besonders im Fokus: Gehen die Verkehrsteilnehmenden rücksichtsvoll miteinander um oder werden eher die Ellenbogen ausgefahren? Wird der Überholabstand zu Radfahrenden eingehalten? Wo klappt es nicht so gut, aber auch: Welche Infrastruktur unterstützt ein gutes Vorankommen aller Verkehrsarten? Die Umfrage wurde finanziell vom Bundesverkehrsministerium unterstützt, die Ergebnisse werden vom Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder heute in Berlin vorgestellt.

Jetzt wurden die aktuellen Ergebnisse veröffentlicht! Im Vergleich zur letzten Befragung zwei Jahre zuvor (Note 4,03) konnte sich die Stadt Aurich verbessern und erreicht jetzt die Note 3,7. Vor Ort haben sich 234 Radfahrende beteiligt. Die positive Tendenz für Aurich beruht nach Einschätzung des ADFC auf konkreten Verbesserungen der Radverkehrsinfrastruktur in der Zeit vor der Erhebung. Zu nennen wäre hier die Verbreiterung des Ems-Jade-Kanal Weges auf mehreren Abschnitten, die erstmalige Einführung von Radfahrstreifen im mittleren Abschnitt der Fockenbollwerkstraße und die Bevorrechtigung des Ostfriesland-Wanderweges bei einigen neu gestalteten Querungen. Auch die Schaffung einiger kurzer Verbindungswege und die Verbesserung des Fahrradparkens in der Innenstadt dürften eine Rolle gespielt haben.

„Die Radfahrenden in Aurich haben fair bewertet“, sagt Vorstand Frank Patschke vom ADFC Aurich: „Sie sind kritisch, wenn die Stadt den Radfahrenden schlechte Lösungen zumutet, aber sie erkennen tatsächliche Verbesserungen dann auch an“. Natürlich ist da auch noch Luft nach oben. Die Stadt Nordhorn, nur wenig größer als Aurich, erreicht aktuell eine Gesamtnote von 2,83. Und die kleine Gemeinde Wettringen im Münsterland schafft gar eine Note 1,55.

Die Note 3,7 für Aurich entspricht als Schulnote einer Vierplus. Damit liegt die Stadt im guten Mittelfeld der bewerteten ostfriesischen Kommunen. An der Spitze liegt die Stadt Leer mit der Note 3,48, gefolgt von der Gemeinde Ihlow (3,60), Aurich (3,70), Emden (3,75), Jever (3,78) und Norden – abgeschlagen mit der Durchschnittsnote 4,04.

„Wir freuen uns, dass Aurich die Trendwende zum Positiven geschafft hat“, sagt Albert Herresthal, Vorstandssprecher des Kreisverbands, „Diese Entwicklung sollte unserer Stadt Ansporn sein, sich weiter zu verbessern und Schwachstellen zu überwinden. So braucht es eine bessere Wegequalität für Radfahrende, z.B. in der Fahrradstraße Extumer Weg, eine sichere Radverkehrsführung für den Hoheberger Weg, farbige Aufstellflächen vor geeigneten Kreuzungsbereichen, z.B. in der Hafenstraße und im vorgesehenen Mischverkehr auf der Fahrbahn mehr Tempo-30 und Fahrrad-Piktogramme. Wenn Aurich sich hier ein wenig „streckt“, dann ist in zwei Jahren auch ein ostfriesischer Spitzenplatz in Reichweite“.

Die Gesamtnote setzt sich aus vielen Einzelaspekten zusammen und für jede Stadt gibt es eine differenzierte Auswertung mit klaren Hinweisen auf Stärken und Schwächen. Es gibt vier Punkte, die in Aurich besonders positiv herausragen: Das sind die Aspekte, dass in hier von Alt und Jung Rad gefahren wird (2,3), die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,5), die Möglichkeit zum zügigen Radfahren (2,6) und geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung (Note 2,6). 

Folgende Aspekte hingegen sind in Aurich besonders kritisch bewertet worden:

• Komfort beim Radfahren (4,4)
• Oberflächenqualität von Radwegen (4,4)
• Führung an Baustellen (4,4)
• Breite der Radwege (4,4)
• Falschparkerkontrolle auf Radwegen (4,5 – zuvor: Zugeparkte Radwege Note 4,7)
• Ampelschaltungen (4,5)
• Mitnahmemöglichkeit im ÖV (5,2)

Besonders wichtig sind den Auricherinnen und Aurichern laut Umfrage:

1. Sicherheitsgefühl der Radfahrenden (89%)
2. Oberflächenqualität der Wege (89%)
3. Winterdienst auf Radwegen (89%)
4. Akzeptanz der Radfahrenden als Verkehrsteilnehmer (88%)
5. Breite der Wege für Radfahrende (86%)
6. Hindernisfreiheit auf Radwegen (86%)
7. Konfliktfreiheit zwischen Radfahrenden und Autofahrern (83%)
8. Reinigung von Radwegen (82%)
9. Zügige und direkte Erreichbarkeit von Zielen (81%)

Weniger wichtig scheinen diese Punkte zu sein:

• Öffentliche Leihfahrräder (nur für 39% wichtig)
• Medienberichterstattung (nur für 54% wichtig)

Bei folgenden Aspekten gab es bemerkenswerte Sprünge:

Fahrradförderung in letzter Zeit: Note 3,5 – zuvor 4,4 → + 0,9
Breite der Radwege: Note 4,4 – zuvor 5,0 → + 0,6
Abstellanlagen: Note 3,6 – zuvor 4,1 → + 0,5 
Komfort beim Radfahren: Note 4,4 – zuvor 4,8
Oberflächenqualität: Note 4,4 – zuvor 4,8
Medienberichterstattung: Note 3,8 – zuvor 4,2
Fahren im Mischverkehr mit Kfz: Note 4,3 – zuvor 4,7
Fahrrad- und Verkehrsklima: Note 3,3 – zuvor 3,6
Stellenwert des Radverkehrs: Note 4,0 – zuvor 4,3

 

Sonderauswertung zum „Miteinander im Verkehr“:

Allgemein steht es nicht gut um das Verkehrsklima in Deutschland. In der ADFC-Befragung erhält es die Durchschnittsnote 3,99. In Aurich ist das Miteinander im Verkehr nur geringfügig besser, es liegt bei 3,93. Zwischen Radfahrenden geht es recht konfliktarm zu (Note 3,2). Der kritischste Punkt ist die Gefährdung von Radfahrenden durch ein zu enges Überholen durch Kraftfahrzeuge (gesetzlich vorgeschrieben ist innerorts ein Mindestabstand von 1,5m) mit der Note 4,4. 

Zum Fahrradklimatest 2024: https://fahrradklima-test.adfc.de/ 
Zu den Ergebnissen vor zwei Jahren: https://fahrradklima-test.adfc.de/ergebnisse